Tag 10: Pello-Ii

Tagesbericht

Noch ein kleiner Nachtrag zu gestern:
Bei hereinbrechender Dunkelheit und nebeltrüber Sicht hätten wir beinahe eine Gruppe Rentiere auf der Fahrbahn übersehen. Mit ihrer grau-schwarzen Fellfärbung sind sie ja auch gut getarnt. Zudem haben sie die Angewohnheit auf die Autos zuzulaufen, anstatt die Flucht zu ergreifen. Sie wissen offenbar, dass ihnen hierzulande besonderer Schutz gesetzlich verordnet ist und testen aus, ob sich alle Kraftfahrer dran halten.
In letzter Sekunde ist es Wolfgang gelungen, mit einer beherzten Notbremsung den URAL noch vor den Tieren zum Stehen zu bringen. Ein Truck, der uns schon eine ganze Weile ziemlich dicht folgte, hat es auch noch geschafft anzuhalten ohne unsere Heckplattform zu zermalmen.
Gut ausgeschlafen, gut gefrühstückt und gut gelaunt starten wir am Morgen unsere Tagesetappe. In der Nacht hat es geregnet, die Temperaturen sind jetzt wieder im positiven Bereich. Die zugefrorene Leitung zwischen den Trinkwassertanks ist aufgetaut und die Vorratsanzeige gibt den korrekten Wert für die Gesamtmenge aus.
Nach wenigen Kilometern überqueren wir den Polarkreis in südliche Richtung und sollen unmittelbar darauf mit dem ersten echten technischen Problem auf unserer Reise konfrontiert werden.
Während das muckernde „chinesische Heizwunder“ im schlimmsten Fall nur unseren Komfort einschränkt, wird es jetzt ernster. Der Bremsdruck in beiden Kreisen zeigt plötzlich Null. Damit ist die Bremsanlage wirkungslos. Mit Motorbremse und Handbremse bringt Wolfgang den URAL in einer Parkbucht zu Stehen. Eine Weiterfahrt ohne Bremsdruck ist ausgeschlossen. Schon bald haben wir den Druckregler als den Übeltäter identifiziert, ausgebaut und komplett zerlegt. In seinem Inneren hatten sich Ölschlamm und Schmutz angesammelt. Dies bewirkte, dass sich das Druckbegrenzungsventil nicht wieder schloss und der Kompressor seine Luft in die Atmosphäre blies. Nach 2 Stunden ist das Problem gelöst. Zufriedene Gelöstheit in der Fahrerkabine. Aber vier Augen schauen jetzt viel häufiger auf die Bremsdruckmanometer. Dass wir heute nur 208 km fahren, lässt uns kalt. Es hätte schlimmer kommen können.

Tageskilometer: 208
Route